10.09.2024
Was dürfen wir über den sogenannten Globalen Süden wissen?
Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen dominieren die Elite-Nationen.

Das Problem: Eine Reihe von quantitativen Studien stellt immer wieder fest, dass es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nur eine sehr geringe Zahl von Berichten über Länder des „Globalen Südens“ gibt, in denen ca. 80 Prozent der Weltbevölkerung leben. Die größten humanitären Katastrophen, die verlustreichsten Kriege der letzten Jahrzehnte wurden kaum berücksichtigt, so dass sie und viele globale Probleme und Bedrohungen nicht zu Gegenständen der privaten und öffentlichen Meinungsbildung werden können.

Eine neugegründete Initiative macht auf diesen Sachverhalt aufmerksam und sucht weitere Unterstützer.

Ihr Positionspapier kann hier abgerufen werden.

Die qualitative Seite bleibt dabei bislang unberücksichtigt. Auch wenn die Anzahl der Berichte nicht die Bedeutung der Weltregionen des Globalen Südens widerspiegelt, es gibt solche Berichte, dazu Dokumentationen und Filme (auch fiktionale). Nun ist eine Studie in Planung, die ermitteln soll, welche Perspektiven diese Produktionen prägen. Es geht einerseits um die Schwerpunkte und Orientierungen der Autorinnen, Autoren und Berichterstatter, andererseits um die erkennbaren Positionen und Denkweisen der Protagonisten ihrer Beiträge. Ganz wesentlich ist dabei die Frage nach der Kontextualisierung der Positionen durch die Analyse von Hintergründen, durch Erläuterungen von historischen und örtlichen Umständen des aktuellen Geschehens oder von aktuellen Äußerungen. Vielfalt im Sinne des Rundfunkauftrags betrifft auch die Vermittlung von Werthaltungen und Verhaltensmustern in jeder Lebenssphäre der Gesellschaften des Globalen Südens, in Politik, Ökonomie und Kultur.

Ein Exposé dieser Studie kann hier abgerufen werden.

Berichte

01.12.2023 | Keynote auf einer Veranstaltung der DAfF zur Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien. Auch hier eingebunden und als PDF abrufbar, sowie als Youtube-Video:

Auf der langen Bank – Die Wende zu Qualität und Vielfalt lässt auf sich warten

Verehrte An- und Abwesende, ich gebe gerne zu, aus dem Titel meines kurzen Vortrags sprechen Ungeduld und Frustration. Durch das Buch, das hier vorgestellt und gleich anschließend diskutiert wird, ziehen sich diese Empfindungen ebenfalls. Ich werde versuchen, exemplarisch einige Elemente des Ungenügens an der Situation der öffentlich-rechtlichen Medien zu benennen.

Warum bedarf es einer Wende? Die Rundfunkmedien unterliegen derzeit auch ohne regulatorische Eingriffe einem grundlegenden Wandel, weil sie in der evolvierenden digitalen Medienwelt neue und immer weniger dominante Plätze zugewiesen bekommen. Wir erleben, dass die Produkte der Massenmedien mehr und mehr zu Komponenten von interaktiven Kommunikationsmedien werden. Die Rundfunkgesetze und der Medienstaatsvertrag reflektieren die dramatischen Umwälzungen der Medienwelt nicht ausreichend: den Einbruch der globalen Video- und Audioanbieter in alle nationalen Märkte, die extensive Nutzung auch wiederum global funktionierender Kommunikationsplattformen, die Vervielfachung und Mobilisierung der Nutzungsmöglichkeiten sowie die damit einhergehende Fragmentierung der Nutzungsformen von Medieninhalten.

Weiterlesen Auf der langen Bank

Berichte

07.11.2023 | In dem von Thorolf Lipp und Dieter Wiedemann herausgegebenen und gerade jetzt erschienenen Band: Medienzukunft 2025. Wie kann Vielfalt gelingen? sind zwei Beiträge von mir:

  1. Ende der Scheingefechte. Zeit für umfassende Reformen.
  2. Public Value. Entwicklung von Qualitätskriterien für Systemmerkmale öffentlich-rechtlicher Medien.

Das ganze Buch steht als Open Access-Produkt zum Download zur Verfügung.

Berichte

02.06.2023 | Geschrieben für epd Medien, übernommen von Turi2. Die Welt und andere berichteten sofort – auf die Stichworte Rundfunkbeitrag, Tatort, Tagesschau reagiert die Öffentlichkeit nach wie vor reflexartig. Der Beitrag setzt sich von den gängigen Inhaltsanalysen ab, die nach extrahierbaren Merkmalen (»Themen«, Namen, Orte) graben und diese abzählen. Es geht stattdessen um die Analyse der Form des nach wie vor vielgesehenen und als vertrauenswürdig erachteten deutschen Nachrichtenprodukts. Resultat: Die Tagesschau ist ein sedierendes Pharmakon, sie formatiert alle von ihr ausgewählten und kreierten »Ereignisse« so, dass für die Rezipienten die Welt immer wieder im vertrauten Licht erscheint. Und nun zum Wetter …

Berichte

15.04.2023 | Die Konrad-Adenauer-Stiftung veranstaltete ein dreitägiges Seminar »Der deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunk im Legitimierungszwang«. Mein Vortrag gab fragmentarisch Antworten auf die Fragen, warum Veränderungen des öffentlich-rechtlichen Mediensystems notwendig sind, welche Veränderungen das sein müssten, was in diesem Zusammenhang Public Value bedeuten müsste, wer die Transformatoren sein können – und welche Reformvorschläge Wirkung erzielen könnten.

Hier als PDF.

Berichte

Eine Art Rondo

Marikke Heinz-Hoek: Last Rondo (1998), Kunsthalle Bremen [Screenshot]

03.05.2022 | Text für das Archiv der Kunsthalle Bremen

A. Ein Raum wird durch eine Projektion auf eine Wandfläche in eine rosafarbene Dämmerung getaucht. Präsentiert wird ein Video, das eine einzige Einstellung zeigt. Zu sehen ist ein Stück Garten mit einem Baum und einer rosa leuchtenden Fläche. Eine weibliche Figur strebt in tänzerischen Drehbewegungen auf den Baum zu, den sie dann mit den Armen umfasst. Ihr Kopf bleibt während der ganzen Einstellung abgewandt, das Gesicht ist nicht zu erkennen. Die Bewegung wird untermalt – oder angetrieben? – von einem Musikstück, einer Vokalise mit einer weiblichen Stimme und sanfter Gitarrenbegleitung. 

Weiterlesen Rosalyn

Berichte

19.11.2021 | Stellungnahme zum sogenannten Telemedienänderungskonzept der ARD.de

Berichte

12.11.2021 | Diskussionsveranstaltung im Babylon Berlin-Mitte

Zu viel Larifari, zu wenig Qualität?
Lineares Angebot reduzieren und mehr Sachlichkeit einfordern.
Ist das schon eine Reform?

©  DAfF, Katrin Hauter

Videoaufzeichnung (85 Minuten)

Teilgenommen haben, moderiert von Lutz Hachmeister: Rudi Hoogvliet, Bevollmächtigter des Landes Baden-Württemberg beim Bund; Heike Hupertz, freie Kultur- und Medienjournalistin; Elizabeth Prommer, Direktorin des Instituts für Medienforschung, Rostock; Dirk Schrödter, Staatssekretär, Chef der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein und ich.

Die Diskussion schnitt eine Menge Themen an und hinterließ demgemäß auch viele offene Enden. Unbeantwortete Fragen sind nach wie vor: Wie lässt sich Qualität von Bewegtbildangeboten messen und verbessern? Können regelmäßige externe Gutachten dafür Orientierungsmarken setzen? Ist die von vielen Politikern und Sender-Verantwortlichen angestrebte »Flexibilisierung« des Auftrags ein geeignetes Mittel, um die Transformation in Richtung Onlinemedium zu befördern? Wie können die Aufsichtsgremien »empowered« werden – von der Akklamation zur Kontrolle? Warum sind die Mediatheken nach wie vor primär Ausspielkanäle für Fernsehsendungen und werden nicht zu Foren (Typ Youtube) umgewandelt? Usw.

Berichte

01.09.2020 | Gespräch mit Wolfram Wessels (SWR 2 Dokublog) über die Schließung des Instituts für Rundfunktechnik (IRT)

Zum Hintergrund des Gesprächs:

Das IRT ist in eine Reihe von Skandalen und Gerichtsverfahren hineingerutscht, bei denen es um die Lizenzgebühren für weitweit eingesetzte Patente geht. Die Lizenzen wurden schon vor Jahrzehnten dummerweise pauschal abgetreten, statt dem Institut eine prozentuale Beteiligung zu sichern. Einige Probleme sind nun bereinigt, andere bleiben vermutlich ungeklärt. Gesellschafter des IRT sind die deutschen, österreichischen und schweizerischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Diese Rundfunkanstalten verfügen über Aufsichtsgremien, die ihr wirtschaftliches Handeln überwachen sollen.

Die Geschäftspolitik des IRT war offenbar bei den Gesellschaftern nie ein Thema. Ende 2019 verkündete das ZDF seinen Ausstieg aus dem Gesellschaftervertrag. Statt das Managementverhalten des IRT und das Kontrollversagen der Gesellschafter selbstkritisch zu thematisieren (in den Verwaltungsräten zum Beispiel), verkünden nun auch die anderen Gesellschafter ihren Ausstieg, ohne ein Fortsetzungsmodell ins Auge zu fassen.

Themen der (vor zwei Jahren noch) 148 Mitarbeiter des IRT sind: Audio und Video der nächsten Generation, 5G Broadcast, drahtlose Produktionstechniken, crossmediale Produktionstechniken, Metadaten in Produktion und Archiven und einige mehr. Das sind alles Themen, die weit über den klassischen »Rundfunk« hinausweisen.

Das IRT vertritt ferner die deutschen Interessen und die ihrer Gesellschafter in internationalen Gremien, wenn es um technische Standardisierungen geht. Es berät auch die Politik, zum Beispiel bei der Abstimmung über die Nutzung von Frequenzbereichen.

Sascha Molina, NDR-Produktionsdirektor, teilte im Sommer 2020 in einem Interview mit: Das IRT wird nicht mehr benötigt, Rundfunktechnik hat sich erledigt, IT-Technik kann man überall auf dem Markt kaufen. Eine interessante Argumentation. Übertragen auf die aktuelle Forschungssituation zu einem Corona-Impfstoff ginge das so: Es gibt in Deutschland mehrere Impfstoff-Projekte. Diese Forschung kann eingestellt werden, weil es ja in der Welt 170 solcher Projekte gibt und Deutschland sich den Impfstoff auf dem internationalen Markt besorgen kann.

Der Gesellschaftervertrag des IRT sagt: »Zweck der Gesellschaft ist, der Allgemeinheit durch Förderung des europäischen Rundfunkwesens und der europäischen Rundfunktechnik zu dienen.«

Die Frage sollte also lauten: Welchen Wert hat das IRT für die Entwicklung des europäischen Rundfunkwesens, für die Transformation des Rundfunks zu einem Onlinemedium und letztlich für die Gesellschaft. Um diesen Public Value des IRT geht es.

Die Gesetzgeber sind nicht auf die Idee gekommen – auch nicht beim ähnlich bedrohten Deutschen Rundfunkarchiv –, diese einzigartige Institution direkt aus dem Rundfunkbeitrag zu finanzieren. Das geschieht beispielsweise bei den Landesmedienanstalten oder dem Beitragsservice. Eine direkte Finanzierung aus dem Beitrag hätte mit dem Auftrag verbunden werden können, im Interesse aller deutschen Rundfunkunternehmen, auch der privaten, zu agieren. Die neoliberalen Anwandlungen des NDR, WDR und ZDF – das Institut brauchen wir nicht, die Leistungen können wir auf dem Markt einkaufen – wären dann ins Leere gelaufen.

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