02.06.2023 | Geschrieben für epd Medien, übernommen von Turi2. Die Welt und andere berichteten sofort – auf die Stichworte Rundfunkbeitrag, Tatort, Tagesschau reagiert die Öffentlichkeit nach wie vor reflexartig. Der Beitrag setzt sich von den gängigen Inhaltsanalysen ab, die nach extrahierbaren Merkmalen (»Themen«, Namen, Orte) graben und diese abzählen. Es geht stattdessen um die Analyse der Form des nach wie vor vielgesehenen und als vetrauenswürdig erachteten deutschen Nachrichtenprodukts. Resultat: Die Tagesschau ist ein sedierendes Pharmakon, sie formatiert alle von ihr ausgewählten und kreierten »Ereignisse« so, dass für die Rezipienten die Welt immer wieder im vertrauten Licht erscheint. Und nun zum Wetter …
15.04.2023 | Die Konrad-Adenauer-Stiftung veranstaltete ein dreitägiges Seminar »Der deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunk im Legitimierungszwang«. Mein Vortrag gab fragmentarisch Antworten auf die Fragen, warum Veränderungen des öffentlich-rechtlichen Mediensystems notwendig sind, welche Veränderungen das sein müssten, was in diesem Zusammenhang Public Value bedeuten müsste, wer die Transformatoren sein können – und welche Reformvorschläge Wirkung erzielen könnten.
23.12.2022 | Das Projekt zur Gründung eines Medieninnovationsfonds, der aus Anteilen des Rundfunkbeitrags gespeist werden könnte, kann und darf nicht als die Idee einer Branchenlobby abgetan werden. Um dieser Gefahr zu entgehen, bedarf es des gründlichen Nachdenkens über eine geeignete Strategie. Dabei könnte ein Rück- oder Seitenblick auf Initiativen nützlich sein, die Reformprozesse im Bereich der öffentlich-rechtlichen Medien in Gang setzen wollten.
Weiterlesen Scheitern ist (leider) immer eine Option06.12.2022 | Telemedienkonzept für ardkultur.de
Der Begründung des Angebots in der Präambel – vor allem dem Hinweis auf die Gefahr, dass die Telemedienangebote „den Anschluss verlieren und in der Folge den Bedürfnissen der Gesellschaft nicht mehr gerecht werden (…) können“ – stimme ich zu. Allerdings mache ich für diese Gefahr nicht nur den engen gesetzlichen Rahmen, sondern auch die Strategien der öffentlich-rechtlichen Anstalten verantwortlich, die in ihren Plänen zeitlich und substanziell hinter den erkennbaren Entwicklungen auf den Medienmärkten und im Bereich der Mediennutzung zurückbleiben.
Weiterlesen Stellungnahme zum Telemedienkonzept ARD KulturEine Art Rondo

03.05.2022 | Text für das Archiv der Kunsthalle Bremen
A. Ein Raum wird durch eine Projektion auf eine Wandfläche in eine rosafarbene Dämmerung getaucht. Präsentiert wird ein Video, das eine einzige Einstellung zeigt. Zu sehen ist ein Stück Garten mit einem Baum und einer rosa leuchtenden Fläche. Eine weibliche Figur strebt in tänzerischen Drehbewegungen auf den Baum zu, den sie dann mit den Armen umfasst. Ihr Kopf bleibt während der ganzen Einstellung abgewandt, das Gesicht ist nicht zu erkennen. Die Bewegung wird untermalt – oder angetrieben? – von einem Musikstück, einer Vokalise mit einer weiblichen Stimme und sanfter Gitarrenbegleitung.
Weiterlesen Rosalyn21.01.2022 | Diskussion in der ›Lebenszeit‹ im Deutschlandfunk
Das vollständige Audio der Sendung (72 Min.)
Radio und Fernsehen im Wandel
Haben Massenmedien bald ausgedient?
Gäste:
Prof. Dr. Hermann Rotermund, Autor des Buches „Nach dem Rundfunk. Die Transformation eines Massenmediums zum Online-Medium“
Prof. Dr. Wiebke Loosen, Leibniz-Institut für Medienforschung/Hans-Bredow-Institut Hamburg
Am Mikrofon: Andreas Stopp
Die Mediennutzung wird digitaler und mobiler. Das wirkt sich auch auf die herkömmlichen Massenmedien Radio und Fernsehen aus. Was einst sich „versendete“, ist heute digital langfristig abrufbar. Das ist zum einen bequem, bedeutet aber auch, dass das Exklusiverlebnis „Hören und Sehen in Echtzeit“ verloren geht. Der „Lagerfeuereffekt“, das gemeinsame Erleben vor dem einen Empfangsgerät, der öffentliche Marktplatz, auf dem eine Gesellschaft ihr Wissen teilte und Debatten führte – all das scheint Geschichte. Was bedeutet das für unser soziales und gesellschaftliches Zusammenleben? Wie reagieren die Öffentlich-Rechtlichen angesichts des Medienwandels? Gehen die klassischen Funktionen und der Sendeauftrag von ARD und ZDF (Information, Bildung, Unterhaltung) langsam verloren? Wird es Massenmedien in Zukunft überhaupt noch geben oder werden Medien immer kleiner werdende Zielgruppen anvisieren müssen? Bedeutet Medienwandel automatisch auch Atomisierung der Gesellschaft? Wie hat sich Ihr ganz persönlicher Medienkonsum in den letzten Jahren verändert? Was vermissen Sie? Was bereichert Sie? Bedauern Sie den Bedeutungsverlust des „alten“ Rundfunks?
[Infotext: DLF-Website]
06.01.2022 | Stellungnahme zum redaktionellen Entwurf
Die Bemühung des redaktionellen Entwurfs um die zeitgemäße und vor allem den dynamischen Medienwandel berücksichtigende Anpassung des Medienstaatsvertrags begrüße ich grundsätzlich. Die vorgeschlagenen Änderungen sind in meinen Augen allerdings vielfach nicht konsequent und konkret genug, um tatsächlich auch in den Rundfunkanstalten die notwendige Transformationsdynamik zu erzeugen.
19.11.2021 | Stellungnahme zum sogenannten Telemedienänderungskonzept der ARD.de
12.11.2021 | Diskussionsveranstaltung im Babylon Berlin-Mitte
Zu viel Larifari, zu wenig Qualität?
Lineares Angebot reduzieren und mehr Sachlichkeit einfordern.
Ist das schon eine Reform?

Videoaufzeichnung (85 Minuten)
Teilgenommen haben, moderiert von Lutz Hachmeister: Rudi Hoogvliet, Bevollmächtigter des Landes Baden-Württemberg beim Bund; Heike Hupertz, freie Kultur- und Medienjournalistin; Elizabeth Prommer, Direktorin des Instituts für Medienforschung, Rostock; Dirk Schrödter, Staatssekretär, Chef der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein und ich.
Die Diskussion schnitt eine Menge Themen an und hinterließ demgemäß auch viele offene Enden. Unbeantwortete Fragen sind nach wie vor: Wie lässt sich Qualität von Bewegtbildangeboten messen und verbessern? Können regelmäßige externe Gutachten dafür Orientierungsmarken setzen? Ist die von vielen Politikern und Sender-Verantwortlichen angestrebte »Flexibilisierung« des Auftrags ein geeignetes Mittel, um die Transformation in Richtung Onlinemedium zu befördern? Wie können die Aufsichtsgremien »empowered« werden – von der Akklamation zur Kontrolle? Warum sind die Mediatheken nach wie vor primär Ausspielkanäle für Fernsehsendungen und werden nicht zu Foren (Typ Youtube) umgewandelt? Usw.
17.08.2021 | Zwei kurze Stellungnahmen zu den veränderten Telemedienkonzepten von 3sat und Phoenix, die vom Fernsehrat des ZDF geprüft werden.
3sat
Stellungnahme zum Telemedienangebot von 3sat
- Im Konzept wird auf S. 26 das Angebot von »Online first«- bzw. die Entwicklung von »Online only«-Inhalten nach wie vor an die traditionelle lineare Programmplanung geknüpft. Die Chancen von Kontakten zu Nutzerinnen und Nutzern, die nicht als Fernsehzuschauer 3sat kennengelernt haben, werden dadurch minimiert. Die Entwicklung spezifischer, die Online-Nutzungsformen respektierender und fördernder Formate wird unverständlicherweise auf eine nicht datierte Zukunft verschoben.
- »Partizipation und Teilhabe sollen zukünftig Teil des Angebots werden«, heißt es ebenfalls auf S. 26. Partizipation setzt die Einrichtung von Kommunikationsumgebungen voraus, von denen kein Wort im Konzept zu lesen ist. Der Betrieb von Mediatheken ausschließlich als unidirektionale Verbreitungskanäle ist nicht medienadäquat. Die Auslagerung von Kommunikation mit Nutzern und unter Nutzern auf Drittplattformen – was zur Zeit Usus bei ARD und ZDF ist – steht in einem eklatanten Widerspruch zur immer wieder betonten Absicht, die eigenen Inhalte primär und mediengerecht auf eigenen Plattformen anzubieten.
- CC-Lizenzen werden nur sehr vage erwähnt. Alle eigenproduzierten Inhalte sollten konsequent unter einer Creative-Commons-Lizenz verbreitet werden. Die damit unter Umständen verbundenen Kostensteigerungen durch die Abgeltung von Urheberrechten müssen durch Verschiebungen und Streichungen im Programm-Portfolio aufgefangen werden. Die immer wieder als Schreckgespenst an die Wand gemalten »Einschnitte im Programm« schrecken die Beitragszahler in keiner Weise, da sie ohnehin mit einer für sie nicht überschaubaren Fülle von öffentlich-rechtlichen Programmangeboten überhäuft werden.
- Das Verweildauerkonzept ist nutzerfeindlich und schädigt auch die eigene Marktposition. Die Bedingungen von Abspiellizenzen für ausländische Produktionen müssen berücksichtigt werden. Alle anderen Angebotskomponenten sollten mit einer minimalen Verweildauer von 10 Jahren ins Netz gestellt werden und die durch den Medienstaatsvertrag ermöglichte Definition einer »Archiv«-Kategorie mit unbegrenzter Verweildauer soweit wie irgend möglich genutzt werden. Die programmlichen Elemente von 3sat sind mit wenigen Ausnahmen auch nach vielen Jahren noch interessant und wertvoll für potentielle Nutzer. Kommerzielle Streamingplattformen kennen bzw. deklarieren keine Verweildauern, und 3sat gerät gegenüber diesen Plattformen durch die 2-Jahres-Grenze für die meisten Inhalte eindeutig in einen Nachteil.
Phoenix
Stellungnahme zum Telemedienangebot von Phoenix
- Im Konzept finden sich keine Angaben darüber, mit welchen Mitteln die Phoenix-Angebote auch auf den eigenen Plattformen der öffentlich-rechtlichen Partner dialogisch werden sollen und können. Es liegt auf der Hand, dass Phoenix eine wichtige Rolle bei der Förderung politischer Diskussionen mit und unter Nutzern seiner Angebote spielen kann. Diese ausschließlich auf Drittplattformen stattfinden zu lassen, steht in einem eklatanten Widerspruch zur immer wieder von ARD und ZDF betonten Absicht, die eigenen Inhalte primär und mediengerecht auf eigenen Plattformen anzubieten
- CC-Lizenzen werden im Konzept auf S. 31 nur vage berührt. Alle eigenproduzierten Inhalte sollten konsequent unter einer Creative-Commons-Lizenz verbreitet werden. Vor allem Bildungseinrichtungen und deren Mitglieder sollten die Chance haben, alle dafür geeigneten Inhalte von Phoenix in eigene Produktionen und Angebote einzubinden – von Referaten in der Schule bis zu Blogs zu politischen Fragen.
- Das Verweildauerkonzept ist nutzerfeindlich und schädigt auch die eigene Marktposition. Die Bedingungen von Abspiellizenzen für manche Produktionen müssen berücksichtigt werden. Alle anderen Angebotskomponenten sollten in die durch den Medienstaatsvertrag definierte »Archiv«-Kategorie mit unbegrenzter Verweildauer eingeordnet werden. Die Print- und Online-Angebote von Verlagen – z. B. SPIEGEL, Welt, FAZ, Süddeutsche, taz usw. – sind sämtlich unbegrenzt und zum Teil auch ohne weitere Kosten als Archivinhalte verfügbar. Phoenix gerät diesen publizistischen Wettbewerbern gegenüber durch eine willkürliche Begrenzung der Verweildauer für die meisten Inhalte eindeutig ins Hintertreffen.