Statement in der Podiumsdiskussion des MCIR, Bayerische Akademie der Wissenschaften 16.05.2017
[Video] Diskussion ab 51:51, mein Beitrag ab 1:10:46
Statement in der Podiumsdiskussion des MCIR, Bayerische Akademie der Wissenschaften 16.05.2017
[Video] Diskussion ab 51:51, mein Beitrag ab 1:10:46
12.12.2016 |
(Manuskriptfassung eines 2017 erscheinenden Buchbeitrags. Diese Fassung ist nicht zitierfähig.)
Oswald Spenglers zweibändiges Werk Der Untergang des Abendlandes (1918/1922) hat fast ein Jahrzehnt lang eine bemerkenswerte Aufnahmebereitschaft in den deutschen Eliten gefunden. Sein unsystematischer Charakter und seine formalen Ungleichgewichte haben von Beginn an eklektische Lektüren und Interpretationen angestoßen, die seiner weiteren Verbreitung allerdings eher noch gedient als geschadet haben.
Bertolt Brecht hält in seinem Tagebuch einen Besuch beim Journalisten und Weltbühne-Autor Frank Warschauer im September 1920 in Baden-Baden fest:
Er vibrierte von Spenglers großem Buch und sang Arien vom Zionismus. Dieses Land um uns geht kaputt, ist alle, versinkt, und nichts ist besser als Zion. Er hat zuviel Ziel in sich, er wickelt in alle Verhältnisse Sinn, er glaubt an Fortschritt und daß ein Lurch eben nicht anders kann, als irgendeinmal ein Affe zu werden.[1]
Diese Konfusion weist trotz der Erfahrung vitaler Bedrohungen im Ersten Weltkrieg (und der zunehmenden Ahnung noch kommender) popkulturelle Züge auf. Spengler ist ein Autor, der zu allem etwas zu sagen hat, und über den alles gesagt werden kann. Unbeeindruckbar durch die neueren Erkenntnisse der Biologie, Physik oder Psychologie integriert die populäre Spengler-Interpretation auch das, was sie davon verstehen will, in ein Konglomerat solcher Gegensätze wie der von Kultur und Zivilisation, Geschichte und Leben, Fortschritt und Schicksal. Spengler steht allerdings mit seiner organizistischen, „morphologischen“ Betrachtung von Geschichtsabschnitten, naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und kulturellen Gewohnheiten nicht allein. Er kann auf einem kultur- und wissenschaftskritischen Fundament aufbauen, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet wird, und neben ihm entstehen viele Positionen, die sich einer vergleichbaren Methode bedienen, auch wenn sie inhaltlich zu teilweise anderen Kombinationen und Schlüssen kommen als Spengler in seinem Hauptwerk. Zwei deutsche Autoren mit naturwissenschaftlichem Hintergrund – als Arzt und als Physiker – sollen hier mit ihren jeweils spezifischen morphologischen Analysen und Flirts vorgestellt werden, wobei die These vertreten wird, dass ihre Morphologismen sich in Resonanz zu gängigen Krisenempfindungen ihrer Zeit befinden und weniger Reaktionen auf eine durch Spengler ausgelöste Primärschwingung sind.
26.10.2016 | „Content ist King – nur so ein Spruch?“
Diese Frage stellte Michael Hanfeld, Medienredakteur der FAZ, als Moderator des Panels „Future Proof – Was macht Radio zukunftsfest?“ seinen Diskussionsteilnehmern. Womit wir bei den Inhalten, der Kreativität der Programmangebote und der Vielfalt im Digitalen, wären, die – wie oft in solchen Diskussionsrunden – leider auch in München etwas zu kurz kamen. Warum das so sei, glaubt der Medienwissenschaftler Hermann Rotermund erkannt zu haben.
Die Konzentration auf DAB+ als Verbreitungstechnik verstelle offensichtlich den Diskutanten den Blick auf den tatsächlichen digitalen Wandel, warnte Rotermund in München. DAB+ sei nicht die digitale Transformation. Vielmehr gebe es jenseits des digitalen Grabens „ein Land“, in dem die digitale Transformation zu leisten sei, nämlich die Netzumgebung. Dort spiele Content eine weit entwickeltere Rolle als einfach nur das lineare Radio, selbst wenn dieses angereichert sei mit schönen Bildern.
Es gehe bei der digitalen Transformation um die Einbettung aller Radioprogramme, aller redaktionellen Anstrengungen, in die Interaktion mit den Nutzern. Es gehe um die ständige direkte Kommunikation.
Und Rotermund geht noch einen Schritt weiter: „Ich befürchte, dass die 500 Millionen bis eine Milliarde, die die Umstellung auf DAB+ als Transformation kosten soll, eine Art Sterbehilfe für die Gattung Radio ist. Dabei wird nämlich versäumt, tatsächlich zukunftsfähige Konzepte für die Netzumgebung zu entwickeln.“
[Zusammenfassung von Inge Seibel auf dem Blog der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien]
06.06.2016 | Lady Eastlake (geboren als Elizabeth Rigby 1809, gestorben 1893) war eine streitbare Kunst- und Kulturkritikerin, die sich durch viele Beiträge bereits als freie Autorin und Übersetzerin Anerkennung erworben hatte, bevor sie vierzigjährig Sir Charles Eastlake (1793–1865) heiratete. Dieser war Maler, Übersetzer von Goethes Farbenlehre, Präsident der Royal Academy, Direktor der National Gallery und – auch erster Präsident der Photographic Society (1853). Der Eastlake-Kreis hatte großen Einfluss auf die kulturelle Meinungsbildung.
Beitrag zur Debatte über das Digitalradio auf der Medienseite der FAZ 27.04.2016. Vorher:
Jürgen Brautmeier und Marc-Jan Eumann: Wir müssen über das digitale Radio reden (FAZ 17.04.2016)
Willi Steul, Karola Wille, Ulrich Wilhelm: Genug geredet, das digitale Radio dreht jetzt auf (FAZ 21.04.2016)
Danach:
Kai Fischer: Die Digitalisierung muss sich an den Hörern orientieren (FAZ 22.05.2016)
Siegfried Schneider: Das digitale Radio braucht einen fairen Wettbewerb (FAZ 15.06.2016)
Ein junger Mann ist stolz darauf, in der Zeitung erwähnt zu werden. Er war betrunken unter einen Schlitten geraten und wurde leicht am Kopf verletzt. Nun kennt ihn ganz Russland.
(Anton Tschechow: Freude)
Die Geschichte der Rechenmaschinen von Charles Babbage (1791–1871) lässt sich schnell zusammenfassen: Er plante und baute von 1822 bis etwa 1833 an der ersten Difference Engine, mit der unter anderem Logarithmentafeln berechnet werden sollten. Nur Teile dieser Maschine wurden zu seinen Lebzeiten gebaut. Babbage begann dann mit der Entwicklung der Analytical Engine, von der ebenfalls nur Fragmente gebaut wurden. Sie gilt als Vorläufer moderner Universalcomputer und sollte lochkartengesteuert beliebige Programme ausführen können. Während der Arbeit an diesem Automaten revidierte Babbage Ende der vierziger Jahre seine Entwürfe der Difference Engine, wobei er unter anderem die Zahl der benötigten Teile von 25.000 auf 8.000 reduzierte, bei gleicher Funktionalität. Diese Difference Engine 2 wurde 1991 für das Science Museum in London gebaut (ein zweites, nicht völlig identisches Exemplar schenkte der Unternehmer Nathan Myhrvold dem Computer History Museum in Mountain View, Cal.). Die Konzeption dieser Maschine wurde ausführlich von Doron Swade beschrieben, der als Kurator für das Science Museum arbeitet.
Quelle: Wikipedia
Ein mit relativ geringen Mitteln ausgestattetes Projekt, das Adrian Johnstone und Elizabeth Scott am Royal Holloway College der University of London ins Leben gerufen haben, widmet sich aktuell einer umfassenden Simulationsaufgabe. Es konvertiert die von Babbage zur Beschreibung seines Konzepts verwendete Mechanical Notation in eine moderne Programmiersprache, die es dann ermöglicht, die Maschine selbst in Form von 3D-Animationen zu simulieren und letztlich Stück für Stück auszudrucken.
Ein bereits ausgedrucktes Teilstück der DE2. Quelle: Vortrag von Adrian Johnstone zum 200. Geburtstag von Ada Lovelace
Wenn das Projekt abgeschlossen ist und der entwickelte Code als Open Source online ist, wird sich jeder Interessent eine Babbage-Maschine ausdrucken und ins Wohnzimmer stellen können. Wer nicht so lange warten möchte, kann das auch heute schon mit Lego versuchen.
Das soeben novellierte WDR-Gesetz enthält eine Bestimmung zur Reduzierung der Werbezeit – im Hörfunk: „Ab dem 1.1.2017 ist im Hörfunk des WDR Werbung im Umfang von insgesamt bis zu 75 Minuten werktäglich im Jahresdurchschnitt zulässig; Werbung darf in bis zu zwei Hörfunkprogrammen platziert werden. Ab dem 1.1.2019 ist im Hörfunk des WDR Werbung im Umfang von insgesamt bis zu 60 Minuten werktäglich im Monatsdurchschnitt zulässig; Werbung darf nur in einem Hörfunkprogramm platziert werden.“ Alle Fraktionen des nordrhein-westfälischen Landtags treten für eine Reduzierung oder Einstellung der Werbung in öffentlich-rechtlichen Programm ein; insofern war die Entscheidung keine Überraschung.